Gebührenfreie Kita gegen Kinderarmut

Veröffentlicht am 01.03.2021 in Politik

Zwölf von sechzehn Bundesländer haben landesweite Regelungen zur Reduktion von Kita-Gebühren bis hin zur vollständigen Gebührenfreiheit. In Baden-Württemberg sind die Kitas nur in einzelnen Kommunen wie Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall gebührenfrei. Die SPD fordert die landesweit einheitliche Regelung: Gebührenfreie Kitas, auch als eine Maßnahme gegen Kinderarmut.

In Baden-Württemberg können die von Eltern zu zahlenden Gebühren für eine Ganztagsbetreuung pro Kind über 600 Euro im Monat betragen. Der landesweite Durchschnittswert liegt bei 264 Euro für ein Kind unter drei Jahren bei einem Betreuungsumfang von 30 bis 35 Stunden. Dazu kommen Zusatzzahlungen für Mittagessen und eventuell zusätzliche Betreuungszeiten.

96 Prozent der Eltern des Landes zahlen Kita-Gebühren. Aufgrund von harten sozialen Gegebenheiten – die Eltern haben hohe amtliche Anerkennungshürden überwunden - sind nur vier Prozent befreit. Laut dem Statistischen Landesamt verfügen über 30 Prozent der jungen Familien in Baden-Württemberg über ein monatliches Nettohaushaltseinkommen insgesamt, das unter 2.000 Euro liegt. Bei etwas über 50 Prozent beträgt es zwischen 2.000 und 4.000 Euro.

Im SPD-Entwurf zum Gebührenfreie-Kita-Gesetz ist Kindertagespflege mit berücksichtigt. Rund 17.000 Kinder unter sechs Jahren werden in Baden-Württemberg von einer Tagesmutter betreut. Mit abgedeckt sind ebenso die freien und kirchlichen Kitas. Sie stellen landesweit 56 Prozent der Betreuungsplätze. Nicht berücksichtigt sind private Einrichtungen ohne Tarifbindung und eigenen Qualitätsstandards. Zusammengefasst: Eine gebührenfreie Grundbetreuung im Umfang von 35 Stunden pro Woche soll für alle Kinder von der Geburt bis zur Einschulung gelten. Mit dieser Regelung wäre der aktuelle Betreuungsbedarf von zwei Drittel der Eltern in Baden-Württemberg komplett gedeckt. Durch die Gebührenbefreiung dürften mehr Eltern, besonders von Kindern unter drei Jahren, die Betreuungsangebote nutzen.

Die Umsetzung des Gebührenfreie-Kita-Gesetzes wird schätzungsweise 530 Millionen Euro kosten. Doch dank der Unterstützung aus dem Bund gibt es Spielräume in den Landeskassen. 700 Millionen Euro fließen aus Berlin, im Rahmen des schon bestehenden Gute-Kita-Gesetzes, nach Stuttgart für die Stärkung der Kita-Leitungen und die bessere Qualifizierung der Kindertagespflegepersonen. Im Zuge einer Ausbildungsoffensive für Kitas hat der Bund ein 300 Millionen Euro schweres Förderprogramm aufgelegt. Das auch dem Ausbau der Betreuungsplätze und die Ausweitung der Öffnungszeiten zu Gute kommt, was aufgrund steigender Geburtenraten und des wachsenden Bedarfs der Eltern notwendig ist.

Zum Thema soziale Staffelung, die von anderen Parteien forciert wird,  meint Andreas Stoch: „Wenn Reiche finanziell mehr zum Gemeinwohl beitragen sollen als andere, braucht es eine andere Besteuerung von hohen Einkommen und keine Kita-Gebühren, Schulgeld oder Studiengebühren.“ Laut ihm sollten Bildung und Kinder nicht zum nachteiligen Faktor bei der gesellschaftlichen Umverteilung werden. Vehement wehrt er sich gegen die Behauptung, die Abschaffung der Kita-Gebühren sei eine „Politik mit der Gießkanne“. Als Gegenargumente führt er an, dass die Maßnahme nur für Familien und für Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, gilt. Mit ihr auch den Herausforderungen des demographischen Wandels leichter begegnet werden können.

Dazu kommt: Für eine soziale Staffelung, bei der die Berechtigung zur Gebührenbefreiung nach Einkommen, Geschwisteranzahl und Betreuungsumfang das Maß der Dinge ist, ist der Verwaltungsaufwand und damit die Kosten zu hoch. Die Kommunen müssten zum Beispiel Gebäude anmieten und mehr Personal einstellen.

 Rückendeckung erhält Stoch vom Institut der Deutschen Wirtschaft, das die landesweit einheitliche Regelung als das einzige Modell ansieht, das Benachteiligungen ausschließt.



 

Dieser Artikel ist in der Februar-Ausgabe 2021 der SPD-Zeitung "Der Rote Ortenauer" erschienen.

Download: Der Rote Ortenauer, Ausgabe Februar 2021 als PDF (2528 KB)

 
 

Termine

Alle Termine öffnen.

11.12.2023, 19:00 Uhr Kreisvorstandsitzung der SPD Ortenau (Präsens)

12.01.2024, 17:00 Uhr Spitzentreffen

13.01.2024, 10:00 Uhr Jahresauftakt

20.01.2024 - 20.01.2024 Ab in den Wahlkampf – Frauen-Empowerment-Workshop zur Kommunalwahl
Du hast Lust, dich bei der #Kommunalwahl 2024 aufstellen zu lassen, weißt aber nicht, was im Wahlkampf …

26.01.2024, 15:30 Uhr Präsidium

28.01.2024, 10:30 Uhr Bundesvertreter:innenversammlung Europawahl 2024

Alle Termine

Suchen

SPD Baden-Württemberg

In den letzten Wochen und Monaten gab es zahlreiche Diskussionen um den Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2024 und darin enthaltene Kürzungen. Als SPD-Fraktion haben wir zusammen mit den Koalitionspartnern in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses zahlreiche Verbesserungen erreicht.

Ein souveränes, demokratisches und soziales Europa ist die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit - dieses Signal ging vom Landesparteitag der SPD Baden-Württemberg in Heilbronn aus. Mit einem starken Ergebnis wählte die Südwest-SPD René Repasi zu ihrem Spitzenkandidaten für die Europawahl 2024 und zeigte sich auch in schwierigen Fragen der Asyl- und Geflüchtetenpolitik geschlossen.

Am 9. Juni 2024 wird das Europäische Parlament neu gewählt. Baden-Württemberg steht nicht nur geographisch im Zentrum Europas. Wirtschaftlich, kulturell und für viele auch persönlich ist die Europäische Union für die Zukunft unseres Landes nicht wegzudenken. Für diese wichtige Wahl werden wir uns auf unserem Landesparteitag am Samstag, 21.10.2023 in Heilbronn inhaltlich und personell stark aufstellen.

SPD-Landeschef Andreas Stoch zu den Ergebnissen der Landtagswahlen in Hessen und Bayern:



"Der heutige Wahlabend ist bitter für die Sozialdemokratie. Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen und Bayern stellen uns als SPD nicht zufrieden. Die Ursachen sind sicherlich komplex, doch fest steht: Wir sind jeweils hinter unseren Ansprüchen und unserem Potential zurückgeblieben."

Der Generalsekretär der SPD Sascha Binder zu den Umfrageergebnissen:


"Mit 12% im Land können wir als SPD nicht zufrieden sein. Unsere Hausaufgaben in Berlin und Stuttgart sind völlig klar. Wir wollen Lösungen für die Probleme der Menschen im Land und dafür werden wir uns auch weiter einsetzen!"

"Es geht leider nicht um Lösungen für Baden-Württemberg, sondern um persönlichen Machterhalt", so der Generalsekretär der SPD Baden-Württemberg Sascha Binder.

SPD-Generalsekretär: Jetzt zeigt sich, wie in dieser Koalition gespielt wird

"Das grün-schwarze Eigenlob für die erste Halbzeit dieser Legislatur ist noch nicht einmal im Altpapier, da zeigt sich, wie in dieser Koalition wirklich gespielt wird", kommentiert SPD-Generalsekretär Sascha Binder: "In den ersten zweieinhalb Jahren haben Grüne und CDU noch fast nichts auf die Beine gestellt, und nun wird klar, dass sie in den restlichen zweieinhalb Jahren auch nichts mehr auf die Beine stellen werden. Statt zu regieren, bricht jetzt das große Hauen und Stechen um die Macht los."

SPD-Generalsekretär Sascha Binder wirft Landesfinanzminister Dr. Danyal Bayaz vor, mit seiner Forderung zur Erhöhung des Renteneintrittsalters die Lebensrealität vieler Bürgerinnen und Bürger im Land völlig zu verkennen: "Es geht doch beim Renteneintrittsalter nicht nur um Dachdecker:innen. Es geht um körperliche, aber auch um psychische Belastungen. Diese Realität scheint dem Influencer Bayaz, der im Nebenberuf Minister ist, gänzlich fremd.

Es wäre wünschenswert, wenn der Finanzminister sich stärker mit der Lebensrealität vieler hart arbeitender Menschen im Land beschäftigen würde. Anstatt über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters zu fabulieren, müssen wir auf flexible Übergänge in den Ruhestand setzen."

Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu sein. Ein wichtiger Beitrag dazu ist, die Wärmeversorgung klimafreundlich umzustellen. Das schaffen wir mit der Reform des Gebäudeenergiegesetzes. Dabei war uns besonders wichtig, Klimaschutz und sozialen Zusammenhalt zu verbinden und die Wärmewende massiv zu fördern. Nur, wenn alle mitmachen können und niemand überfordert wird, kann Klimaschutz erfolgreich sein. Das haben wir Sozialdemokrat:innen in den Gesprächen zum Gebäudeenergiegesetz durchgesetzt und den Entwurf der Bundesregierung noch einmal deutlich verbessert. Der Beschluss des Gesetzes war für die letzte Sitzungswoche im Juli vorgesehen, nun wurde er auf Anfang September verschoben. In der Sache ändert sich dadurch nichts.

Das Europäische Parlament hat sich heute für ein wirksames europäisches Lieferkettengesetz ausgesprochen. Zukünftig sollen Unternehmen nach Willen des Parlaments Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschädigungen entlang ihrer globalen Lieferketten übernehmen.