Interview mit Lothar Binding: Griechenland statt Grexit

Veröffentlicht am 02.09.2015 in Europa

Parthenon | Bild: Thermos/Wikipedia (CCBYSA)

Lothar Binding, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion aus Heidelberg, äußert sich im Interview mit dem vorwärts über die Krise und die Zukunft Griechenlands.

Das dritte Rettungspaket für Griechenland ist auf den Weg gebracht. Reichen diese Maßnahmen aus, um das Land in der Eurozone zu halten?

Dass die 19 so verschiedenen Mitgliedsländer der Eurozone einen Kompromiss fanden, war ein Erfolg – wenn auch nur auf dem Schlachtfeld des Geldes. Waren die bisherigen Auflagen für viele „normale“ Griechen schon sehr hart, mit den gegenwärtig verhandelten Vereinbarungen über ein drittes Rettungspaket geht es weiter: Anhebung der Mehrwertsteuer, Arbeitsmarktregulierung, Liberalisierung der Energiemärkte, etc. Darüber hinaus sollen Vermögenswerte für 50 Milliarden Euro privatisiert werden.

Neu ist, dass Griechenland bei seiner Verwaltungsreform auf die Unterstützung der EU zurückgreifen will. Nicht nur mit Blick auf die Rousfeti und Fakelaki ist das sehr gut, denn in Griechenland nehmen wenige hundert Familien (Oligarchen) den Staat skrupellos aus und transferieren Kapital auf private Auslandskonten. Als Werkzeug dient eine erodierte Vollzugsverwaltung.

Neu ist die Einführung einer Grundsicherung für sozial Schwache, eine sozial verbesserte Rentenreform und Zugang zur Krankenversicherung für alle. Auch Investitionen werden verstärkt. Sozialdemokratische Elemente helfen den Griechen die Reformen auszuhalten.

Wichtig wären Beschäftigungsprogramme, Unternehmenskooperationen, der Aufbau einer alternativen Energieversorgung, Reaktivierung einiger Branchen und der Ausbau des Bildungs- und des Ausbildungssystems. Dazu gehört auch, dass Europa der illegitimen Ansammlung privaten Reichtums ein Ende setzt.

Wie konnte es im Vorfeld zu einer solchen Zuspitzung kommen?

Anlässe für die Zuspitzung des Konflikts lagen in der Politik der Nea Dimokratia ebenso wie der Pasok, gestützt auf Günstlingswirtschaft und Klientelismus. Wer nicht dazu gehörte – und das sind auch die kleinen und mittleren Unternehmen – bezahlte die Zeche. In dieser Situation versprach Alexis Tsipras vor seiner Wahl mehr als er jetzt halten kann. Es folgte das Referendum: Griechenland lehnte die Auflagen ab. Die 19 Euro-Staaten mussten neue Konditionen finden, unter denen die ESM-Hilfen für die EU möglich und für Griechenland akzeptabel sind.

Welche Rolle spielt Regierungschef Tsipras und welche Ziele verfolgt er?

Hinsichtlich der fairen Besteuerung der reichen Griechen will Tsipras zu wenig und befindet sich damit in schlechter Gesellschaft mit vielen Finanzministern der EU-Mitgliedstaaten. Er stellt sich der Herkulesaufgabe, Griechenland in der Eurogruppe zu halten und er wirbt in Europa für die Erkenntnis, dass monetaristische Scheinhilfen eher scheitern als die Ideen von Keynes, die ja auch in Deutschland im Krisenjahr 2008 zu Anwendung kamen.

Nach Regierungschef Tsipras Rücktritt wird es zu Neuwahlen kommen. Was bedeutet das für die politische Zukunft Griechenlands?

Nachdem der dogmatisch erstarrte Flügel von Syriza sämtliche Kompromisse über ein drittes Hilfspaket abgelehnt hat, will Tsipras durch seinen Rücktritt das dritte Rettungspaket auf eine solide innenpolitische Basis stellen. Mit der stärkeren sozialen Flankierung der Rettungsprogramme könnte es gelingen, eine Bevölkerungsmehrheit zu versammeln.

Jedenfalls bin ich froh, dass in Europa der Grexit erneut keine Mehrheit fand und damit sowohl der linksdogmatische Flügel der Syriza als auch Schäuble gescheitert sind. Grexit zum Wohle der Superreichen mit ihren Auslandsguthaben in Euro? Wer solche Szenarien riskiert, braucht sich nicht darüber zu wundern, dass faschistische Kräfte wie die „Goldene Morgenröte“ Zulauf erhalten. Deshalb ist es so wichtig, auch die soziale Lage der Menschen in Griechenland zu verbessern.

 

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Am 9. Juni ist es so weit: In unseren Ortschaften, Gemeinden, Städten und Landkreisen wird gewählt. Viele engagierte Mitglieder in der SPD Baden-Württemberg haben in den vergangenen Monaten um Kandidierende geworben und spannende und abwechslungsreiche Listen aufgestellt.

Spätestens jetzt werden die letzten organisatorischen Weichen für die Wahlkampf-Phase gestellt. Aber nicht nur für die Kommunalwahl, sondern auch für die Wahl zum Europäischen Parlament.

Auf die beiden heißen Wahlkampf-Phasen wollen wir euch gemeinsam mit der Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser einstimmen. Dazu laden wir euch alle herzlich am Samstag, 20. April um 9 Uhr ins Palatin in Wiesloch ein. Dabei sein wird unser Landesvorsitzender Andreas Stoch MdL, unser baden-württembergischer Spitzenkandidat für die Europawahl René Repasi und weitere aktive Kommunal- und Europapolitiker:innen.

Wir gratulieren Jan Hambach als frisch gewähltem Bürgermeister in Freiberg am Neckar! Mit knapp 80 Prozent der Stimmen haben sich die Freiberger:innen eindeutig entschieden.

Repasi: "Möchte mich in den Dienst der Europa-SPD stellen"

Die SPD-Europaabgeordneten haben soeben in Straßburg René Repasi, SPD-Europaabgeordneter aus Baden-Württemberg, zur neuen Spitze ihrer Delegation bestimmt. Der 44-Jährige wird in dieser Funktion die politische Arbeit der SPD-Abgeordneten steuern, sie in Zusammenarbeit mit den anderen Delegationen der Fraktion vertreten und ständiger Gast im Bundesvorstand sowie im Präsidium der SPD sein. Jens Geier hatte den Vorsitz der Gruppe seit Anfang 2017 inne und ihn zum heutigen Tag übergeben.

Dr. Dorothea Kliche-Behnke: "Jeder Fortschritt muss weiterhin erkämpft und verteidigt werden."

"Seit über 100 Jahren begehen wir am 8. März weltweit den Internationalen Frauentag. Die SPD steht dabei ungebrochen an der Seite derer, die für die Gleichstellung der Geschlechter und die Beseitigung von Ungerechtigkeiten streiten", so Dr. Dorothea Kliche-Behnke, stellvertretende SPD-Landesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. "Nicht selten schien es, dass gesellschaftlicher Fortschritt und Verbesserungen in der Gleichstellung der Geschlechter keine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann sind. Der Aufstieg der AfD und das aufgeheizte gesellschaftliches Klima machen jedoch deutlich: Jeder Fortschritt muss erkämpft und verteidigt werden."

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Im Alltag begegnen wir schwierigen und immer hitzigeren Debatten, sei es auf dem Elternabend, im Verein oder am Stammtisch. Wir wollen wieder mehr Zeit darauf verwenden, mit den Menschen zu sprechen, zu diskutieren und #mittendrin zu sein. Der Austausch verschiedener Meinungen ist gerade auch für die SPD ein wichtiger Grundsatz. Dies immer wieder auch zu sagen, gehört zu unserem Selbstverständnis als Bewahrer:innen der Demokratie.

Der beste Ort für diesen Austausch ist das alltägliche Leben. Sich da einzubringen, mitzudiskutieren und aus einer vermeintlichen Mindermeinung heraus zu überzeugen braucht Mut, Fakten und eine Idee, wie ich mir Gehör verschaffen kann. Dazu haben wir in den kommenden Wochen eine Vielzahl an Angeboten zusammengestellt, die unsere Mitglieder via Videokonferenz bequem von zu Hause aus wahrnehmen können.

Die SPD Baden-Württemberg hat zum politischen Aschermittwoch nach Ludwigsburg geladen. Bei zünftiger Musik und deftigem Essen folgten rund 500 begeisterte Gäste den angriffslustigen Aschermittwochsreden von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und SPD-Landeschef Andreas Stoch.

Stoch ging in seiner Rede hart mit der Landesregierung ins Gericht: "Grün-Schwarz hat dieses Land auf Verschleiß gefahren. Bei Kitas und Ganztag sind wir fast schon ein deutsches Entwicklungsland. Selbst in der Wirtschaft können wir nicht ewig vom alten Ruhm abbeißen. Der Automobilmarkt ist in gewaltigem Umbruch, die Transformation eine Riesenaufgabe. Andere Länder sorgen für eine aktive Industrie- und Strukturpolitik. Grün-Schwarz kommt nicht aus der Zuschauerrolle, auch nicht beim Fachkräftemangel."

13.02.2024 15:44
Kommunalwahl 2024.
Am 9. Juni finden in Baden-Württemberg die Kommunalwahlen statt. Gewählt werden die Mitglieder der Kreis-, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie in der Region Stuttgart die Mitglieder der Regionalversammlung.

In unseren Städten, Gemeinden und Landkreisen schlägt die Herzkammer unserer Demokratie. Vor Ort lässt sich sozialdemokratische Politik konkret umsetzen - sei es bei der Kinderbetreuung, dem Umweltschutz oder der Verkehrspolitik. Aber auch für die Lösungen der großen Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der zerfallenden Friedensordnung in Europa und dem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft ist die kommunale Ebene unerlässlich.

Das "Bündnis für Demokratie und Menschenrechte", ein breites überparteiliches und zivilgesellschaftliches Bündnis in Baden-Württemberg, kam in Stuttgart zu einem Auftakttreffen zusammen. Teilgenommen haben über 70 Vertreter:innen aus Organisationen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Verbänden, Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie staatlichen Institutionen, Vereinen und Parteien in Baden-Württemberg.

Beim Auftakttreffen verabschiedeten die Teilnehmenden eine gemeinsame Erklärung. "Indem wir als demokratische Mehrheit unsere Kräfte bündeln, stellen wir uns gemeinsam gegen jegliche Form von Extremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit und verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie. In einem Schulterschluss aller Demokratinnen und Demokraten in Baden-Württemberg erheben wir gemeinsam unsere Stimme gegen Verfassungsfeinde", heißt es darin.

Wir laden euch herzlich ein zu unserem traditionellen Politischen Aschermittwoch! Dieser findet am 14. Februar 2024, 11 Uhr, im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg (Stuttgarter Str. 33, 71638 Ludwigsburg) statt.

Wir freuen uns sehr, dass der Generalsekretär der SPD Kevin Kühnert uns in Ludwigsburg besucht! Mit dabei sind auch unser Vorsitzender Andreas Stoch, Generalsekretär Sascha Binder und unsere stellvertretende Vorsitzende Jasmina Hostert. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Musikverein Ludwigsburg-Ossweil e.V.

Der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch hat ein überparteiliches "Bündnis für Demokratie und Menschenrechte" für Baden-Württemberg angeregt. Alle demokratischen Parteien im Landtag, der DGB mit seinen acht Mitgliedsgewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Kommunalverbände, Sozialverbände, Kirchen, Diözesen und Religionsgemeinschaften sowie zahlreiche zivilgesellschaftliche Verbände und Vereine haben bereits ihre Mitwirkung zugesagt.