„Rumreparieren ist einfach zu wenig“

Veröffentlicht am 31.07.2008 in Pressemitteilungen

Die SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt über eine zukunftsgerichtete Bildungspolitik, Oettingers Abwanderungstendenzen und das gekippte Rauchverbot im Interview mit der Esslinger Zeitung

EZ: Wie werten Sie den Spruch des Verfassungsgerichts, das die Gesetze zum Rauchverbot gekippt hat?

Ute Vogt: Ich finde das Urteil richtig. Man kann diese Ungleichbehandlung nicht auf Dauer zulassen. Entweder gibt es ein generelles Rauchverbot in allen Bereichen, oder man eröffnet die Möglichkeit, dass auch in den Einraum-Kneipen die freiwillige Auswahl für Raucher oder Nichtraucher besteht.

Ein striktes Verbot für alle Gaststätten wäre verfassungsgemäß, haben die Richter entschieden. Zeitweilig hat dies auch die SPD-Fraktion im Land gefordert. Wird die Forderung wieder aufleben?

Davon gehe ich aus. Persönlich bin ich da mit meiner Meinung in der Minderheit. Ich denke, dass wir nicht alles staatlich reglementieren sollten und dass wir es durchaus den Kneipen überlassen können, ob sie sich als Raucher- oder Nichtraucherkneipe ausweisen.

Was ist Ihnen spontan zu den Plänen des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin eingefallen, dass Arme im Winter einen dicken Pullover anziehen sollten, wenn sie aus Geldmangel die Wohnung nicht richtig heizen können?

Das ist ein zynischer Vorschlag. Ich schätze Thilo Sarrazin sehr, aber an dem Punkt hat er sich schlichtweg vergaloppiert. Bei manchen Menschen geht es ja nicht um die Frage, ob es ein paar Grad wärmer ist oder nicht, sondern darum, dass sie sich grundsätzlich schwer tun, die Heizkosten überhaupt noch zu finanzieren.

Inwieweit lenken Aktionen wie die Sarrazins Wasser auf die Mühlen der Linkspartei? Deren Fraktionsvorsitzender Gregor Gysi spricht ja schon von Kältetoten im Winter.

Es ist sicherlich eine Vorlage, mit der man die SPD angreifen kann. Ich bin mir aber sicher, dass die Äußerungen Sarrazins in der SPD keine Zustimmung finden. In der heutigen Medienwelt lässt es sich leider oft nicht vermeiden, dass die Äußerung eines einzelnen Mitglieds allen zugerechnet wird. Hier geht es um einen einzelnen, wenngleich problematischen Ausrutscher.

Ministerpräsident Günther Oettinger spricht vom möglichen Wechsel auf die Bundesebene. Für wie wahrscheinlich halten Sie das?

Ich finde es eher lächerlich, dass er solche Überlegungen anstellt, auch wenn er wohl selbst spürt, dass er als Ministerpräsident seiner Aufgabe nicht gerecht wird. Sich gleich nach Berlin berufen zu fühlen, nur weil er jetzt ein halbes Jahr in keinen Fettnapf getreten ist, ist freilich die falsche Perspektive. Vielleicht sollte er mal über einen Job in der Privatwirtschaft nachdenken.

Die Bildungsdebatte geht munter weiter, obwohl die Landesregierung versucht, mit einer kräftigen Geldspritze von einer halben Milliarde Ruhe hereinzubringen. Was erwarten Sie in den nächsten Monaten?

Wir werden weiter daran arbeiten, Mehrheiten für ein Gesamtkonzept zu finden. Denn Geld allein macht nicht glücklich. Das Entscheidende ist eine Konzeption, die vom Kindergarten über die Grundschule bis zu den späteren Schulabschlüssen aufbaut. Einfach nur Rumreparieren, indem man Geld in ein überholtes System steckt, ist zu wenig. Das spüren die Eltern. Deshalb wird die Bildungsdebatte so lange weitergehen, bis auch die Landesregierung erkennt, dass sie das dreigliedrige Schulsystem in der jetzigen Form nicht mehr aufrecht erhalten kann.

Was vermuten Sie als Hintergrund, weshalb es nicht wie in anderen CDU-geführten Ländern zu großen Änderungen wie der Abkehr vom dreigliedrigen System kam?

In der CDU-Landtagsfraktion gibt es eine bedingungslose Fixierung auf die gymnasiale Schulform. Daher bleiben die bildungspolitischen Maßnahmen immer nur Flickwerk, weil die maßgeblichen CDU-Politiker ausschließlich daran interessiert sind, dass das Gymnasium in unveränderter Weise bestehen bleibt. Alles andere halten sie für nicht besonders wichtig.

Wie tauglich wird das Thema für die Kommunalwahl 2009? In Städten und Gemeinden sind Sie sich mit den CDU-Politikern schnell einig.

Wir haben ein erfreuliches Bündnis mit vielen CDU-Kommunalpolitikern und Bürgermeistern, die mit uns übereinstimmen, die Ganztagsschule im Schulgesetz als Regelschule zu verankern. Sie wissen, dass das Land eine Unterrichtsverpflichtung in der Ganztagsschule übernehmen muss und dass es nicht reicht, nur Mittagessen auszugeben und die Kinder nachmittags ehrenamtlich zu begleiten. Deshalb hat die Bildungsdebatte nur eine kurze Verschnaufpause. Uns geht es darum, wohnortnahe Schulstandorte zu erhalten und auch den Kindern Chancen zu eröffnen, die aus sozial schwächeren Familien oder Migrantenfamilien kommen. Unser Land kann es sich nicht leisten, auf irgendeine Begabung zu verzichten.

Was müsste über Sprachstandsdiagnosen und ähnliches hinaus passieren, um halbwegs Chancengleichheit herzustellen? Inzwischen boomt die Nachhilfebranche, die aber viele nicht bezahlen können.

Bildung muss in erster Linie in der Schule stattfinden und die Mütter dürfen nicht die Nachhilfelehrer der Nation sein. Deshalb muss die Ganztagsschule in allen Schularten flächendeckend angeboten werden. Nur dort kann man gewährleisten, dass alle Kinder unterstützenden Unterricht bekommen und dass niemand teure Nachhilfe finanzieren muss, sondern die Schule schlicht ihre Aufgabe erfüllt: den Kindern die notwendigen Fähigkeiten beizubringen. Und wir müssen aufhören, die Kinder nach der vierten Klasse auszusortieren. Es darf nicht darum gehen, ob ein Kind in eine bestimmte Schule passt, sondern es ist Auftrag der Schule, aus jedem Kind und dessen Begabungen das Maximale „herauszuholen“.

 

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Am 9. Juni ist es so weit: In unseren Ortschaften, Gemeinden, Städten und Landkreisen wird gewählt. Viele engagierte Mitglieder in der SPD Baden-Württemberg haben in den vergangenen Monaten um Kandidierende geworben und spannende und abwechslungsreiche Listen aufgestellt.

Spätestens jetzt werden die letzten organisatorischen Weichen für die Wahlkampf-Phase gestellt. Aber nicht nur für die Kommunalwahl, sondern auch für die Wahl zum Europäischen Parlament.

Auf die beiden heißen Wahlkampf-Phasen wollen wir euch gemeinsam mit der Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser einstimmen. Dazu laden wir euch alle herzlich am Samstag, 20. April um 9 Uhr ins Palatin in Wiesloch ein. Dabei sein wird unser Landesvorsitzender Andreas Stoch MdL, unser baden-württembergischer Spitzenkandidat für die Europawahl René Repasi und weitere aktive Kommunal- und Europapolitiker:innen.

Wir gratulieren Jan Hambach als frisch gewähltem Bürgermeister in Freiberg am Neckar! Mit knapp 80 Prozent der Stimmen haben sich die Freiberger:innen eindeutig entschieden.

Repasi: "Möchte mich in den Dienst der Europa-SPD stellen"

Die SPD-Europaabgeordneten haben soeben in Straßburg René Repasi, SPD-Europaabgeordneter aus Baden-Württemberg, zur neuen Spitze ihrer Delegation bestimmt. Der 44-Jährige wird in dieser Funktion die politische Arbeit der SPD-Abgeordneten steuern, sie in Zusammenarbeit mit den anderen Delegationen der Fraktion vertreten und ständiger Gast im Bundesvorstand sowie im Präsidium der SPD sein. Jens Geier hatte den Vorsitz der Gruppe seit Anfang 2017 inne und ihn zum heutigen Tag übergeben.

Dr. Dorothea Kliche-Behnke: "Jeder Fortschritt muss weiterhin erkämpft und verteidigt werden."

"Seit über 100 Jahren begehen wir am 8. März weltweit den Internationalen Frauentag. Die SPD steht dabei ungebrochen an der Seite derer, die für die Gleichstellung der Geschlechter und die Beseitigung von Ungerechtigkeiten streiten", so Dr. Dorothea Kliche-Behnke, stellvertretende SPD-Landesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. "Nicht selten schien es, dass gesellschaftlicher Fortschritt und Verbesserungen in der Gleichstellung der Geschlechter keine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann sind. Der Aufstieg der AfD und das aufgeheizte gesellschaftliches Klima machen jedoch deutlich: Jeder Fortschritt muss erkämpft und verteidigt werden."

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Im Alltag begegnen wir schwierigen und immer hitzigeren Debatten, sei es auf dem Elternabend, im Verein oder am Stammtisch. Wir wollen wieder mehr Zeit darauf verwenden, mit den Menschen zu sprechen, zu diskutieren und #mittendrin zu sein. Der Austausch verschiedener Meinungen ist gerade auch für die SPD ein wichtiger Grundsatz. Dies immer wieder auch zu sagen, gehört zu unserem Selbstverständnis als Bewahrer:innen der Demokratie.

Der beste Ort für diesen Austausch ist das alltägliche Leben. Sich da einzubringen, mitzudiskutieren und aus einer vermeintlichen Mindermeinung heraus zu überzeugen braucht Mut, Fakten und eine Idee, wie ich mir Gehör verschaffen kann. Dazu haben wir in den kommenden Wochen eine Vielzahl an Angeboten zusammengestellt, die unsere Mitglieder via Videokonferenz bequem von zu Hause aus wahrnehmen können.

Die SPD Baden-Württemberg hat zum politischen Aschermittwoch nach Ludwigsburg geladen. Bei zünftiger Musik und deftigem Essen folgten rund 500 begeisterte Gäste den angriffslustigen Aschermittwochsreden von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und SPD-Landeschef Andreas Stoch.

Stoch ging in seiner Rede hart mit der Landesregierung ins Gericht: "Grün-Schwarz hat dieses Land auf Verschleiß gefahren. Bei Kitas und Ganztag sind wir fast schon ein deutsches Entwicklungsland. Selbst in der Wirtschaft können wir nicht ewig vom alten Ruhm abbeißen. Der Automobilmarkt ist in gewaltigem Umbruch, die Transformation eine Riesenaufgabe. Andere Länder sorgen für eine aktive Industrie- und Strukturpolitik. Grün-Schwarz kommt nicht aus der Zuschauerrolle, auch nicht beim Fachkräftemangel."

13.02.2024 15:44
Kommunalwahl 2024.
Am 9. Juni finden in Baden-Württemberg die Kommunalwahlen statt. Gewählt werden die Mitglieder der Kreis-, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie in der Region Stuttgart die Mitglieder der Regionalversammlung.

In unseren Städten, Gemeinden und Landkreisen schlägt die Herzkammer unserer Demokratie. Vor Ort lässt sich sozialdemokratische Politik konkret umsetzen - sei es bei der Kinderbetreuung, dem Umweltschutz oder der Verkehrspolitik. Aber auch für die Lösungen der großen Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der zerfallenden Friedensordnung in Europa und dem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft ist die kommunale Ebene unerlässlich.

Das "Bündnis für Demokratie und Menschenrechte", ein breites überparteiliches und zivilgesellschaftliches Bündnis in Baden-Württemberg, kam in Stuttgart zu einem Auftakttreffen zusammen. Teilgenommen haben über 70 Vertreter:innen aus Organisationen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Verbänden, Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie staatlichen Institutionen, Vereinen und Parteien in Baden-Württemberg.

Beim Auftakttreffen verabschiedeten die Teilnehmenden eine gemeinsame Erklärung. "Indem wir als demokratische Mehrheit unsere Kräfte bündeln, stellen wir uns gemeinsam gegen jegliche Form von Extremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit und verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie. In einem Schulterschluss aller Demokratinnen und Demokraten in Baden-Württemberg erheben wir gemeinsam unsere Stimme gegen Verfassungsfeinde", heißt es darin.

Wir laden euch herzlich ein zu unserem traditionellen Politischen Aschermittwoch! Dieser findet am 14. Februar 2024, 11 Uhr, im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg (Stuttgarter Str. 33, 71638 Ludwigsburg) statt.

Wir freuen uns sehr, dass der Generalsekretär der SPD Kevin Kühnert uns in Ludwigsburg besucht! Mit dabei sind auch unser Vorsitzender Andreas Stoch, Generalsekretär Sascha Binder und unsere stellvertretende Vorsitzende Jasmina Hostert. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Musikverein Ludwigsburg-Ossweil e.V.

Der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch hat ein überparteiliches "Bündnis für Demokratie und Menschenrechte" für Baden-Württemberg angeregt. Alle demokratischen Parteien im Landtag, der DGB mit seinen acht Mitgliedsgewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Kommunalverbände, Sozialverbände, Kirchen, Diözesen und Religionsgemeinschaften sowie zahlreiche zivilgesellschaftliche Verbände und Vereine haben bereits ihre Mitwirkung zugesagt.